S U Z A N N A Z A W I E J A
Auf einem Band liegt ein Kind mit Händen aus Glas
und wachsam großen Augen
es fährt mit dem Wagen ans Ende der Stadt
dort warten die Gürtel, dort schläft die Stille bei Nacht
Das Kind wird erwachsen und hält den Verstand im Arm
es trägt das alte Band um die Augen
es fährt mit dem Wagen ans Ende der Stadt
dort warten die anderen Hände, als Splitter im Massengrab
Taubenschlag
Die Tauben fielen von den Dächern.
Wir liefen barfuß über den heißen Asphalt.
Die Federn klebten uns an den Füßen.
Wir sahen die Menschen in ihren Autos und Zügen und Bussen
und dachten an die Nester an der Bahnhofsbrücke.
Ich trug noch einen Sack auf dem Rücken, nur für alle Fälle
und später, da tranken wir Kaffee.
Ich wusste, woran sie dachte, ich sah ja die Falten in ihrem Blick.
Sie trug ihre Schultern wie ich den Sack auf dem Rücken
und hielt den Becher mit beiden Händen fest.
Sie trank viel vom Kaffee, bloß den letzten Schluck, den trank sie nicht.
Der letzte Schluck, der schmeckt nicht, sagte sie.
Ich gab ihr Recht.
Soweit kommts noch, sagte sie, und kippte den Becher über dem Boden aus.
Ja, soweit kommts noch, sagte ich und spuckte.
Wir sind doch keine verfluchten Penner, oder so, sagte sie.
Ja, den Pennerschluck, den können die behalten!
Sagte ich und kippte meinen eigenen Pennerschluck auf den Boden.
Das kann uns keiner nehmen! Schrie sie.
Nein, niemand, schrie ich. NIEMAND!
Und da gehörte uns die ganze Bahnhofsbrücke.
Denn wer sonst noch da war, der machte einen Bogen um uns.
Und als wir nach Hause gingen, da stoben die Tauben auseinander
und wir waren ohne Sack und Schulter.
Da mussten wir beide Lachen und dachten, dass es seltsam war
wie da, neben der Pfütze bei den Tauben, an der Bahnhofsbrücke
ein Sack mit zwei Schultern lag.